06.05. - 11.05.2012 Ungarische Grenze - Budapest 233 km

Olli:

Nachdem wir voller Vorfreude auf Ungarn die Grenze auf einer alten rostigen Eisenbrücke überquert hatten, kam gleich die erste böse Überraschung. Anstatt nach Györ zu radeln, wie ich es in die Karte eingezeichnet hatte, folgten wir einem anderen Radwegschild, da Sonja meine Zeichnung falsch interpretiert hat, welche ich ihr aber auch nicht erklärt hab (blödes „Mistverständnis“), was uns auf eine üble Schotterpiste gleich neben der Donau führte. Wir wissen nicht, was sich die Ungarn dabei dachten, dies als „Radweg“ zu deklarieren. Stellt euch mal vor, ihr fahrt zu einem Baggerweiher eurer Wahl mit dem Bike, ladet dann mal 40 Kilo Gepäck auf und versucht, das Gleichgewicht zu halten und voran zu kommen, wenn sich die Reifen in den Schotter fressen ;).

Nach 2 ½ Stunden Kampf mit dem Element hatten wir dann die Schnauze gestrichen voll und sind auf eine Landstraße gewechselt. Das hat sich aber auch bald als Sackgasse erwiesen, denn im Ort Vének angekommen hat uns ein Fährmann auf Ungarisch versucht zu erklären, dass wir entweder umkehren müssen und nach Györ fahren oder er fährt uns für 5 € (Wucher) über den Seitenarm der Donau, der uns den Weg versperrte. Wir haben uns dann für die kürzere Variante über den Fluss entschieden, ohne zu wissen, dass von hier aus nur eine Bundesstraße zu unserem Zielort Komárom führt, auf der Radfahren, Traktorfahren und Kutschenfahren ausdrücklich verboten sind. Außerdem hatten wir nur einen 10 € Schein dabei und konnten dank Schotterpiste auch noch keine Forint abheben oder wechseln. Wir haben nach kurzem Verhandeln 500 Forint als Wechselgeld akzeptiert (sind nicht mal 2 €), da wir keine Lust hatten, uns weiter rumzuärgern und einfach weiter wollten. Super Abkürzung! Aber wir sind nicht sauer, denn es war ja unsere eigene Schuld. Wir sind schon zwei Clowns … fahren ohne einen Forint und ohne ein Wort ungarisch zu können einfach über die Grenze, aber man lernt ja nie aus und um eine Erfahrung reicher machen wir es das nächste Mal besser.

Es war nicht besonders viel Verkehr auf der Bundesstraße, da es Sonntag war, also sind wir mangels Alternativen verbotenerweise dieser Straße gefolgt. Es sind uns sogar ein paar andere Radler in den Weg gekommen, und dank dem guten Fahrbahnbelag waren wir rasend schnell, um schließlich gegen Abend den richtigen Radweg wiederzufinden.

Dies endlich geschafft, haben wir einen richtig schönen Platz zum Zelten direkt neben der Donau gefunden mit herrlichem Kiesstrand, doch leider zu kalt zum Baden. Voller Überraschung haben wir dann beim Abladen der Räder bemerkt, dass wir die ersten 1000 km bewältigt hatten. Nach dem allabendlichen Duschen, Wäschewaschen, Kochen und dem Abwasch saßen wir gerade gemütlich im Zelt (es war bereits stockdunkel), als Sonja auf einmal Durchfall bekam. Sie hat es gerade noch so aus dem Zelt geschafft, aber die Hose hat es dennoch erwischt. Ich hab dann mit Stirnlampe bewaffnet frische Wäsche ausgepackt und die Schmutzwäsche kurzerhand in der Donau ausgewaschen. Leider haben wir ja keinen Wasserhahn.

Am nächsten Tag hat es wieder einmal nur geregnet, weshalb wir noch einen Tag an dem Strand verbracht haben, bis der starke Wind, der uns den ganzen Tag um die Ohren blies, die Gewitterwolken vertrieben hatte.

Sonja (wieder fit):

Als wir endlich Budapest erreicht haben, auf das wir uns schon richtig gefreut hatten, war der erste Eindruck erst einmal ein kleiner Schock: Von der ungarischen Natur, die wir die letzten Tage genießen durften, rein in die Großstadt mit Verkehrschaos, Hupkonzerten, Lärm, Hitze, Staub und Menschenmassen. Wir wollten uns die Stadt, von der wir schon so viel gehört hatten, gerne genauer anschauen und am besten mit Insider Tipps eines Einheimischen, weshalb wir versucht haben, über Warmshowers eine Unterkunft zu finden. Wir haben auch prompt eine Antwort bekommen von Frida, einer sehr sympathischen Ungarin, die uns spontan bei sich aufgenommen hat. Nach dem gemeinsamen Pizzabacken abends hat uns Frida in ihre Budapest Karte den Weg für unsere geplante Sightseeing Tour am nächsten Tag eingezeichnet und uns sogar den Schlüssel für Ihre Wohnung überreicht.

Mit der Karte bewaffnet haben wir uns morgens mit unseren Rädern (aber ohne Gepäck) auf den Weg gemacht, diese riesige Stadt zu erkunden. Den anfänglichen Schock überwunden, konnten wir ganz entspannt richtig schöne Eindrücke sammeln. Besonders lustig war Ollis Begegnung mit dem Wachpersonal des Parlaments. Um ein schönes Foto zu schießen, ist er über Blumenkästen geklettert, die als Absperrung des Geländes gedacht waren, woraufhin gleich die Security gestikulierend und auf ungarisch schimpfend gerannt kam. Abends haben wir den Tag gemütlich ausklingen lassen und waren mit Frida, die leider tagsüber arbeiten musste, in einem richtig schönen Biergarten im Innenhof eines Hostels (Geheimtipp: Grandio Kert), wo wir die angenehme Atmosphäre, zwischen bunt bemalten Wänden bei guter Musik mit Bier und vegetarischen Burgern genossen haben.

 

<- zurück zum vorherigen Bericht   ---   weiter zum nächsten Bericht ->

7237 km Gästebuch