25.- 30.05.2012 Pozarevac - Nis - Grenze Bulgarien 322 km

Olli:

Nun gings  also auf nach Nis, um meinen Reifen nochmals zu checken. Als wir Pozarevac verließen, hat es nur noch ein wenig getröpfelt und war auch nicht mehr so kalt. Dass wir solange in Serbien sein würden, haben wir beide nicht geplant. Den ganzen ersten Tag über sind wir mit Rückenwind Richtung Süden entlang der Morava von der Donau weg geradelt bis uns auf einmal eine Frauenstimme aus einem Garten laut mit „Bravo, Bravo“ applaudierend grüßte. Wir haben sofort kehrt gemacht, da unser Wasservorrat eh zur Neige ging, um gleich dort, wo wir so nett bejubelt worden sind, danach zu fragen, und weil ich in dem Garten 2 alte VW Käfer gesehen hatte, die ich mir genauer anschauen wollte.

Ruska, eine lustige und sehr sympathische ältere Dame, saß mit gebrochenem Bein auf Ihrer Terrasse, und hat sich so über unseren Besuch gefreut, dass sie uns gleich einen Türkischen Kaffee angeboten hat. Sie hat gar nicht mehr aufgehört zu reden und lachen und obwohl sie nur serbisch sprach, haben wir uns sehr gut verstanden. Eine Stunde war schnell um, und da es bereits 17.00 Uhr war, haben wir sie gleich gefragt, ob wir in ihrem Garten zelten dürften. Nach einigen Verständigungsschwierigkeiten hat sie uns schließlich die Garage angeboten, da sie Angst hatte, dass es für Sonja draußen zu kalt wäre … nur gut, dass mein Körper und dessen Temperatur nicht wichtig sind *grins*. Wir mussten ihr versprechen, auf unserem Rückweg wiederzukommen, um dann einige Tage bei ihr zu bleiben.

Es kam noch besser. Wir wollten gerade unsere Plane in der Garage von Ruska ausbreiten, als wir auf einmal mit einem netten „Servus“ begrüßt wurden. Ruska hatte vorhin ein Telefonat geführt und zwar mit Freunden aus Österreich, die gerade Urlaub im Nachbarort, ihrem ehemaligen Heimatort, machten. Gordana und Zivotije ließen es sich nicht nehmen und haben uns kurzum zu sich eingeladen. Wir bekamen Abendessen gekocht, selbstgebackene Vanillekipferl als Nachspeise, eine heiße Dusche und sogar ein Bett *freu*. Und das alles wieder nur, weil wir nach Wasser gefragt haben.

Nach dem lecker Frühstück, das uns Gordana am nächsten Morgen servierte, gings weiter Richtung Nis, das wir 2 Tage und einen Türkisch Kaffee mit Kuchen später schließlich erreichten. Dort angekommen haben wir uns erst mal einen Kaffee gegönnt und dabei gleich mal abgecheckt, ob uns denn ein Couchsurfer aufnimmt. Es war nämlich Sonntag, weshalb  der Fahrradladen leider nicht geöffnet hatte.  Nach einer halben Stunde Suchen hatten wir eine Einladung von Maria, worüber wir uns sehr freuten, denn es hatte mittlerweile begonnen in Strömen zu regnen.

Wir haben am Abend für Sie und Ihre Freundin Doriane unsere berühmte und allseits beliebte vegetarische Pizza gemacht. Maria war uns auf Anhieb sehr sympathisch, weswegen wir gleich vereinbarten, noch einen Tag länger zu bleiben. Im Bikeshop PlanetBike haben wir dann den Fahrradmechaniker Bane kennengelernt. Es war eine super Stimmung im Laden, weil jeder einmal mit unseren Rädern eine Runde drehen wollte, da die da solche Geschosse noch nie gesehen hatten. Zum Üben hab ich dann fast die ganze Arbeit selbst gemacht unter Banes fachkundiger Anleitung. Zum Schluss mussten wir dem Team versprechen, ein schönes Bild von Ihrem Laden auf unsere Homepage zu setzen. Dafür gabs den kompletten Service dann umsonst. Am Abend hat uns Maria mit einer serbischen Spezialität bekocht, einmal Pita mit Spinat und Käse und einmal mit Apfel und Zimt, und wir bekamen von einem Freund serbische Volkstänze demonstriert.

Nach dem Abschied von Maria haben wir uns dann nicht für den direkten Weg nach Bulgarien über Sofia entschieden (dort sind ein paar Tunnel, die sehr gefährlich für Radler sein sollen), sondern für den längeren Weg zurück zur Donau. Hier ging es meist nur bergauf, von 160 auf 750 Höhenmeter, was unseren Flachlandmuskeln spürbar zu schaffen gemacht hat. Als wir die Spitze des letzten Anstiegs erreicht hatten, hat es so extrem zu schütten begonnen, dass die Temperatur schlagartig von 32 auf 12°C gefallen ist. Bei der Talfahrt wurden dann glücklicherweise die Klamotten recht schnell trocken durch den Fahrtwind. Unser Zelt haben wir hinter einer Kirschplantage aufgeschlagen, wo uns am Abend dann noch ein Schäfer mit seiner Herde besucht hat. Als wir Ihm klargemacht haben, dass wir von Deutschland bis hierher geradelt sind, hat er laut angefangen zu lachen und konnte es gar nicht glauben. Am nächsten Morgen sind wir beim Verlassen der Plantage dem Besitzer begegnet, der sich seinem Gesichtsausdruck nach wahrscheinlich gewundert hat, warum 2 schwerbepackte Fahrräder aus seinen Kirschbäumen kommen. Nach kurzer Erklärung hat auch er angefangen zu lachen und uns eine gute Weiterreise gewünscht.

Kurz vor der Grenze haben wir dann im Grenzort Zajecar unser letztes Geld in Lebensmittel getauscht, woraufhin wir unsere Mittagspause vor der örtlichen Polizeiwache verbrachten. Ich hatte so einen Druck auf der Leitung, dass ich schnurstracks einfach rein marschiert bin, die Sachlage erklärt hab, woraufhin mich der nette Beamte gleich zur Toilette abgeführt hat .. hehe .. Die Polzei, dein Freund und Helfer.

Fazit:

In Serbien hat es uns sehr gut gefallen. Wir waren von diesem Land sehr beeindruckt und überrascht, im positiven wie auch im negativen Sinne. Positiv aufgefallen sind uns die enorme Gastfreundschaft und Hilfsbereitschaft der Serben, die uns immer mit Wasser versorgten, uns zum Kaffee oder Übernachten einluden und uns den Weg wiesen. Sprachlich gab es gerade mit den jüngeren Serben keine Verständigungsschwierigkeiten, da viele gut Englisch konnten. Negative Seiten mussten wir in Form der wilden Hunde erleben, die uns immer wieder kläffend verfolgten. Außerdem sind Städte und Natur mancherorts leider stark vollgemüllt. Erschreckt hat uns, dass hier Menschen in Häusern leben (müssen), die in Deutschland als unbewohnbar gelten würden bzw. als Rohbau und mit Autos fahren, die bei uns nie durch den TÜV kämen.

 

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