11. - 15.05.2012 Budapest - Grenze Serbien 265 km

Sonja:

Nachdem wir uns beim Frühstück von Frida verabschiedet hatten, hieß es zurück auf die Sättel. Unsere erste Mission bestand darin, aus dem Großstadtdschungel wieder raus auf den Radweg zu finden. Dies gemeistert, galt es als nächstes einen der unzähligen blauen Brunnen, die es in jedem ungarischen Dorf gibt, auszuprobieren, da wir von Frida den Tipp bekommen hatten, dass es da gratis 1A Wasser gibt. Da das Thermometer immer weiter Richtung 40°C kletterte, und unser Wasserverbrauch  dementsprechend anstieg (ca. 6 Liter pro Person pro Tag), haben wir davon auch reichlich Gebrauch gemacht, und es war immer herrlich kühl und lecker.

Gleich am nächsten Morgen, gerade als Olli seinen „Gartenschlauch“ auspacken wollte, um sich zu erleichtern, hätte ihn fast ein Reh umgerannt, das plötzlich aus einem 3 Meter entfernten Gebüsch gesprungen kam. Früh morgens im Wald ist ganz schön Verkehr.  An diesem Tag hätten wir beinahe einen Hitzschlag erlitten. Um 8 Uhr morgens zeigte unser Thermometer bereits 25°C, um 9 Uhr waren wir bei 30°C und schließlich mittags mussten wir uns bei 40°C in den Schatten legen. Wir haben uns dem Siedepunkt nahe von Brunnen zu Brunnen geschleppt, und uns über jedes schattige Plätzchen gefreut. Ich hatte abends sogar einen leichten Sonnenbrand.

Als wir am Abend nach dem Kochen zur Donau marschiert sind, um den Abwasch zu machen, hätte uns beinahe ein heftiger Wind umgeworfen. Die Wellen an der Donau waren so stark, dass Olli Mühe hatte, das Geschirr zu spülen und gleichzeitig die Balance zu halten. Wir hatten den Sturm vorher gar nicht bemerkt, da unser Zelt komplett windgeschützt zwischen Damm und einem Waldstück stand. Im Nachhinein haben wir dann per Email von Frida erfahren, dass es eine Sturmmeldung in den Nachrichten gegeben hat und sie sich schon Sorgen um uns gemacht hat.

Wir hätten die letzten Tage mal nicht so auf die Hitze schimpfen sollen, denn am nächsten Morgen war erst mal Regen angesagt, und wir hatten nur noch eisige 15°C. Wir hatten keine Lust zu radeln und sind erst wieder aus dem Zelt geklettert, als sich nachmittags die Gewitterwolken verzogen hatten. Bei einer kleinen Brotzeit auf der Wiese, wurden wir plötzlich von Glockengebimmel aufgeschreckt. Es kamen an die 10 Kühe grasend über den Damm zur Donau geschlendert zusammen mit ihrem Kuhhirten samt Hund. Upps, wir stehen wohl auf einer Kuhweide! Die Kühe hat dies aber nicht weiter gestört. Sie wurden vom Hirten Bela einfach in einem großen Bogen um unser Zelt geleitet. Wir kamen schließlich mit Bela ins Gespräch und es stellte sich dank unseres Wörterbuchs heraus, dass er eigentlich gar kein Kuhhirte ist, sondern ein Großbauer mit 100 Kühen (Kälberzucht) und 40 Welsh Ponys, der außerdem Paprika, Spinat, Dill und Petersilie exportiert. Abends hat er uns mit auf seinen Hof genommen, um uns seine Kälber zu zeigen, wir haben frisch gemolkene Milch bekommen, durften Paprikaschnaps probieren (lecker aber scharf) und uns die Spinatverarbeitung ansehen. Bei der anschließenden Fahrt zu seiner Kuhherde im Wald vorbei am Ponyhof haben wir gleich noch ungarischen Bärlauch gesammelt. Zum Abendessen haben wir uns dann daraus zusammen mit der frischen Milch Nudeln mit Bärlauch-Sahne-Soße gekocht. Lecker! Sehr dankbar sind wir Bela außerdem dafür, dass wir bei ihm Wasser und Benzin (für den Kocher) tanken und unseren Klopapiervorrat aufstocken durften.

Bela hat uns versichert, dass es am nächsten Tag nicht regnen würde, doch schon nach 2 Stunden Fahrt begann es zu schütten. Wir haben uns in unsere Regenkleidung eingepackt und uns durchs 10°C kalte Nass über durchgeweichte Sandpisten gekämpft. Hierbei haben wir den Wanderer Rosario aus Italien kennengelernt, der etappenweise die Donau von der Quelle bis ans Schwarze Meer entlang läuft.

Eigentlich wollten wir es an diesem Tag bis über die Grenze nach Serbien schaffen, aber der Regen hat uns schließlich dazu veranlasst, doch noch eine weitere Nacht in Ungarn zu verbringen, und wir haben in einer kurzen Regenpause unser Zelt wieder einmal direkt am Donaudamm mitten im Donau-Drau-Nationalpark aufgeschlagen mit sicherer Entfernung zu einem Bienenschwarm, von dem es im Rasen nur so wimmelte. Gegen Mitternacht wurden wir plötzlich von seltsamen Geräuschen im Wald direkt hinter uns geweckt. Wenige Meter von unserem Zelt entfernt hat sich eine ganze Wildschweinherde grunzend und schnauben durchs Gehölz gewühlt. Da wurde es uns schon etwas mulmig zumute, und obwohl Olli ganz dringend mal musste, hat er so lange gewartet, bis nichts mehr zu hören war. Nervenkitzel pur in unserer letzten Nacht in Ungarn! Was wohl in Serbien auf uns wartet?

 

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