20. – 25.05.2012 Belgrad - Pozarevac 124 km

Olli:

Bevor wir Abschied nahmen von Belgrad, hat Milica noch schnell Sonjas Radlerhose mit ihrer Nähmaschine geflickt. Wir werden sie und Aleksandar schon sehr vermissen, da wir uns richtig wohl gefühlt haben bei ihnen. Als wir dann auf dem Donauradweg wieder aus Belgrad rausfahren wollten, haben wir an einer Kreuzung Joachim aus Stuttgart getroffen, der in die gleiche Richtung unterwegs war. Wir haben schnell gemerkt, dass wir auf derselben Wellenlänge liegen und haben spontan beschlossen, mal eine Weile zur Abwechslung zu dritt zu radeln.  Abends haben wir uns dann zum ersten mal zu dritt hinter einer Müllkippe in die Büsche geschlagen, wo uns fast die Mücken gefressen hätten, und außerdem haben wir gelernt, dass viel Nudeln kombiniert mit wenig Wasser einen richtig schönen Stärkebatz ergeben. Mich hat besonders amüsiert, dass Joachim, als es ums Duschen ging (Versuchen wir beide ja jeden Abend irgendwie hinzubekommen), höflich im Zelt warten wollte, als Sonja an der Reihe war.

Am nächsten Tag haben wir gemeinsam dem Gegenwind den Kampf angesagt, während uns auf der stark befahrenen Straße ständig LKW überholt haben, was beides sehr anstrengend für Körper und Nerven war. Schließlich hab ich während der Fahrt einen recht großen 8er in meinem Hinterreifen bemerkt, der meine Bremsen blockierte, und den ich in der Mittagspause vergeblich versucht hab zu beheben. Wir beschlossen dann am späten Nachmittag, den sehr hilfsbereiten Radler Ivan, den wir in Belgrad kennengelernt hatten, und der uns eingeladen hatte, in seinem Garten zu zelten, aufzusuchen, mit der Hoffnung, dass er einen guten Fahrradmechaniker kennt.  Auf der Suche nach seinem Haus in Pozarevac haben uns zwei sehr freundliche Polizisten geholfen und Sonja den Weg aufgemalt, da sie kein Englisch konnten. Ivan war leider nicht zu Hause, aber seine Frau Lilia und Sohn Martin haben uns herzlich bei sich aufgenommen und Martin ist mit uns noch am selben Abend zu Kumpel Matea, der meinen 8er begutachten sollte. Dieser hatte recht schnell das Problem ergründet. Wir waren ziemlich geschockt, als sich herausstellte, dass es sich um einen Felgenbruch handelte, und keiner konnte sich die Ursache hierfür erklären, da die Felge eigentlich noch fast neu war. Nach einigen Telefonaten auf der Suche nach Ersatz hat Matea eine passende gebrauchte Felge gefunden, die innerhalb von 2 Tagen geschickt werden sollte. Zu guter Letzt hat es dann, gerade als wir essen wollten, zu regnen begonnen und Sonja musste mich außerdem noch von einer Zecke befreien. Super Tag!

Wir saßen also erst einmal in Pozarevac fest und auch Joachim ist freiwillig mit uns geblieben, da es am nächsten Tag nur geregnet hat. Auch am übernächsten Tag hat es immer wieder geregnet, aber Joachim, der etwas unter Zeitdruck steht, hat uns schließlich verlassen. Wieder in der Werkstatt, in der Hoffnung, dass die neue Felge angekommen ist, stellte sich leider heraus, dass diese nicht geeignet ist, außerdem hat Matea die Ursache für den Bruch gefunden. Ich hatte beim Aufpumpen der Reifen nur darauf geachtet, dass ich den zulässigen Druck für die Reifen nicht überschreite, ohne zu wissen, dass aber der Maximaldruck für die Felgen wesentlich niedriger ist. Durch den zu hohen Druck und das ganze Gewicht durchs Gepäck hat es schließlich die Felge gesprengt. Es ist wohl nachvollziehbar, dass unsere Stimmung zeitweise ganz schön im Keller war.

Am Folgetag wurde uns abends zu unserer großen Freude nach all dem Warten endlich eine nagelneue Felge aus Belgrad gebracht und wir konnten am vierten Tag nach unserer Ankunft hier wieder voller Energie und Tatendrang weiter radeln. Pünktlich zur Abfahrt hat es außerdem aufgehört zu regnen. Durch diese neue Felge mussten wir allerdings unsere Reisepläne etwas ändern. Um den Reifen kostenlos nachzentrieren zu lassen, wurden wir an eine Filiale der Belgrader Fahrradwerkstatt in Nis verwiesen, das sich leider 180 km von der Donau und unserer geplanten Route entfernt befindet. Aber wir sind ja flexibel. Auf geht’s nach Nis!

 

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