15. - 20.05.2012 Serbische Grenze - Belgrad 348 km

Sonja:

Unsere ersten paar Tage in Serbien waren recht ruhig, saukalt (10 bis 15°C) und windig. Wir sind viel durch die Natur geradelt und ab und zu mal durch kleine Dörfer. Leider kamen wir auch immer wieder an Müllkippen vorbei, in denen Leute und auch Kinder nach noch Brauchbarem gesucht haben, was uns schon recht bedrückt hat. Es ist uns allerdings gleich aufgefallen, dass die Serben ein nettes und gastfreundliches Volk sind, da uns oft gewunken wurde v.a. auch von Motorradfahrern und Autofahrern, die zusätzlich noch gehupt haben. Wir wurden des Öfteren gefragt, wenn wir mal am Wegesrand standen, ob wir Hilfe brauchen, was uns in keinem Land bisher passiert ist. Bei der Frage nach dem Weg wird einem immer geholfen, und in größeren Städten können sehr viele junge Leute gut Englisch. Wir mussten aber leider in Serbien das erste mal Bekanntschaft machen mit (wilden) Hunden, die einem einzeln oder in Gruppen kläffend nachrennen. Sie haben aber bisher glücklicherweise keine Anstalten gemacht zu beißen, sondern haben Abstand gehalten und geben die Verfolgung recht schnell wieder auf.

An unserem zweiten Tag in Serbien haben wir am späten Nachmittag in einem Dorf (Backo Novo Selo) an einem kleinen Bauernhof nach Wasser gefragt und schon mussten wir uns zu unserer Überraschung mit an den Gartentisch setzen und bekamen Kaffee und selbst gemachte Limonade serviert. Schnell hat sich die mehrköpfige Familie um uns versammelt, von der nur einer, Dragan, etwas deutsch konnte, das er vor 40 Jahren in der Schule gelernt hat und haben uns trotz großer sprachlicher Barriere über unsere Reise ausgequetscht. Schnell stand für die Familie (Rozina, Baya, Schwiegereltern Dragan und Anietza und Oma Antza) fest, dass wir unbedingt bei ihnen über Nacht im Gästezimmer bleiben müssen und wir wurden mit Essen und einer heißen Dusche versorgt. Ganz stolz haben sie uns Fotos gezeigt von einem deutschen Radlerpaar, das sie 2008 bei sich beherbergt haben.

Am nächsten Tag war es immer noch kalt und windig. Als wir uns bei einer Pause mit heißem Tee aufwärmen wollten, kamen plötzlich, zu unserer großen Freude, zwei andere Reiseradler gefahren. Wir haben sie gleich zum Tee eingeladen, und es stellte sich heraus, dass die beiden, Simon und Sigga, Mutter und Sohn, aus Island kommen. Simon ist alleine in Island gestartet und Sigga hat sich für eine Weile während ihrem Urlaub (sie ist Touristenführerin für Deutsche auf Island) ab Berlin angeschlossen und wird in Belgrad wieder heimfahren. Wir sind den restlichen Tag mit den beiden zusammen geradelt, und die Zeit verging beim Ratschen wie im Flug. Auch an diesem Tag wurden wir von einer Horde Hunden (ca. 10) kläffend verfolgt, aber in der Gruppe haben wir uns gleich mutiger gefühlt, und Olli hat eine neue Taktik probiert: Er hat lauthals zurückgebellt und ist wie von der Tarantel gebissen voraus gefahren. Die Köter hatten plötzlich nur noch Interesse an ihm und wir anderen wurden keines Blickes mehr gewürdigt. Ziemlich schnell haben sie verwirrt dreinblickend die Verfolgung aufgegeben. (Liebe Kinder daheim: Dies bitte nicht nachmachen! Laut unserer Hundetrainerin Nadine eine sehr schlechte Idee...macht die Köter nur noch aggressiver.)

Am späten Nachmittag in Novi Sad angekommen, haben wir uns von den beiden verabschiedet, da sie sich ein Hotel und wir einen Platz zum Zelten suchen wollten, aber mit der Hoffnung, uns unterwegs wieder zu treffen. An diesem Abend mussten wir recht lang nach einem geeigneten Platz suchen, wurden aber dann belohnt mit einer herrlichen Stelle mitten in einer Obstbaumplantage bei bereits untergehender Sonne.

Am nächsten Morgen konnten wir es kaum glauben: Endlich wieder Sonne! Bei 25°C und Sonne macht das Radeln gleich doppelt so viel Spaß und unsere gute Laune stieg noch mehr, als uns der Reiseradler Ivan aus Belgien entgegen kam. Er fährt von Istanbul nach Brüssel und hat uns gleich nützliche Tipps für unsere weitere Reise Richtung Türkei gegeben.

Als wir am Nachmittag in Belgrad angekommen sind, waren wir gleich sehr beeindruckt von dieser riesigen Stadt. Man fährt kilometerweit an der wunderschönen Donaupromenade entlang mit Blick auf Burg und Hochhäuser. Es ist nur schwer zu glauben, dass hier noch vor 13 Jahren Bomben gefallen sind. Wir hatten schon vorher mit einem Paar von Warmshowers, Aleksandar und Milica, Kontakt aufgenommen und nach einigen Schwierigkeiten wegen schlechter Internetverbindung und Suche nach dem Weg, bei der uns mehrere Belgrader bereitwillig geholfen haben, haben wir den Abend bei den beiden daheim verbracht. Wir haben gemeinsam Pizza gebacken, Bier getrunken und uns bis 2 Uhr morgens die Geschichte Serbiens und insbesondere Belgrads angehört, die Aleksander packend und spannend erzählt hat.

Den nächsten Tag haben wir dafür genutzt, Belgrad näher zu erkunden, und haben den Weg hoch zur Burg erklommen, die uns sehr beeindruckt hat. Beim anschließenden Schlendern durch die Innenstadt haben wir zu unserer großen Überraschung beim Postkartenkauf Sigga aus Island wieder getroffen und den restlichen Nachmittag mit den Isländern Biertrinkend vor einem Cafe verbracht.

Am Abend haben wir uns dann zusammen mit Milica und Aleksandar mit dem Bus auf den Weg gemacht zur Nacht der Museen in Belgrad, um unseren kulturellen Horizont zu erweitern. Wir waren im Palata Srbija, einem Regierungsgebäude, das nur für diesen einen Abend für die Öffentlichkeit zugänglich ist. Anschließend ging es weiter zum Dom Vojske, um uns eine Kunstausstellung des berühmten serbischen Malers Sava Sumanovic anzuschauen. Im Nationalmuseum konnten wir uns danach antike Ausgrabungen ansehen, um dann abschließend noch das Museum für angewandte Kunst kennen zu lernen.

 

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